Der blaue Planet der Florakszyi

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2005/2006)

Seite 12/21

 


*
Auf dem Weg

In der Nacht hatte es sich kaum merklich abgekühlt. Auf Grund der Neigung des Planeten gab es hier nur geringe klimatische Unterschiede. Ein lauer Wind zeugte von den geringen Luftbewegungen und ein Teil der hohen Luftfeuchtigkeit hatte sich als Tau auf den Blättern abgesetzt.

Im Morgengrauen, dass seltsam purpurfarben war, erhoben sich die drei Forscher des Außenteams von ihrem Nachtlager. Das Frühstück bestand aus einem Konzentrat-Riegel, der alles beinhaltete, was der menschliche Körper für zwölf Stunden nötig brauchte. Flüssigkeit gab es in Ampullen dreimal täglich. In ihren Kombinationen waren die Vorräte für drei Tage in Seitentaschen eingesteckt. Die Kombinationen der Forschungsgruppen waren als kleine Vorratskammern gestaltet.

Die Drei gingen immer den Fluss entlang in die Richtung eines der höheren Tafelberge. Der Fluss wand sich in Schlangenlinien zwischen den Bergen hindurch, so dass die Forscher nicht den direkten Weg in Richtung des Signals gehen konnten. Entlang des Uferrandes wuchs ein pinkfarbenes Gras, dass die Höhe von Bambus erreichte und sich sicher gut zu Flöten verarbeiten lies. Der Uferstreifen war recht schmal, deshalb musste das Team wie die Gänse hintereinander gehen. Der Dschungel hatte sich an manchen Stellen bis in seichte Flussstellen ausgebreitet, weshalb sie über kniehohe Wurzeln steigen oder sich an den Graswedeln vorbei zwängen mussten.
Immer vorweg UHG, der die Messgeräte beobachten und den Weg weisen sollte, gefolgt vom Teamleiter, Dave Koso, und hinter ihm Hajo. Als der Fluss wieder einmal die Richtung nach links änderte, ging UHG, in die Messgeräte vertieft, gerade aus weiter. Ein leichter Schlag auf die Schulter brachte ihn in die Wirklichkeit zurück.
„Mensch UHG, träume nicht, sonst fällst du wieder“, holte Dave seinen Mitarbeiter in Wirklichkeit zurück. „Wie weit ist das noch?“, fragte er ihn. UHG antwortete mit leicht verstimmtem Unterton: „Der Impuls kommt von dort vorn, aus dem flachen Berg.“ Ich bekomme auch keine anderen Signale mehr herein“, fügte er noch hinzu. „ Alles wird überlagert, die Kommunikation und sogar die Live-Logs“, sagte er besorgt.
Die Live-Logs waren kleine Sender aus nogk´scher Nanotechnologie, die wie ein Schmuckstück an der steingrauen Kombination getragen wurden. Die Geräte nahmen die persönlichen Vitaldaten ihres Trägers auf und sendeten diese impulsartig als Protokoll an den Suprasensor und fungierten so gleichzeitig als Peilsender.
Bei Missionen wie dieser konnten die Mitarbeiter jederzeit angepeilt und ihre Gesundheit überwacht werden. In Notfällen war so eine rasche Hilfe möglich.

Eine Unterbrechung des Peilstrahls an das Scoutboot war ein besonderes Ereignis, das die Mannschaft bemerken würde. Die Leiterin der Forschungsgruppe war verpflichtet, dann unverzüglich Hilfsmassnahmen einzuleiten. Dave musste das verhindern, denn er wollte jetzt unbedingt den Ortungsimpuls erkunden. Seit dem Vorabend zog es ihn magisch an.
Bereits nach dem Ende der Nacht hatte Dave versucht, Kontakt aufzunehmen. Er hatte das Nichtzustandekommen auf die dichte Vegetation des Dschungels geschoben, und war dann weitergegangen, um den Auftrag zu erfüllen. Jetzt hatten sie bereits mehr als fünf Kilometer zurückgelegt.

„Wir brauchen Kontakt, UHG“ , forderte Dave schnell. „ Komm, mach was!“ Dave sah deutlich, wie Ulysses sich bemühte, ein angespannter Ausdruck trat in sein Gesicht. Das Multifunktionsgerät stellte fest, dass die Kommunikationsfrequenzen von Signalen der Umgebung neutralisiert wurden. Je mehr die Signale verstärkt wurden, desto mehr wurden sie auch wieder neutralisiert. Erst im oberen Energiepegel war die Überlagerung nicht mehr so dominant. UHG versuchte erneut den Energielevel zu verstärken und die Störungen zu filtern. Hektische
Eingaben zeugten von seinen Bemühungen.
„Ich habe sie“, rief UHG spontan aus, als plötzlich der Kontakt zustande kam. Die Hintergrundfrequenzen waren verschwunden, der Peilstrahl der Live-Logs stand auf normalem Niveau und alle Anzeigen des Multifunktionsgerätes hatten die üblichen Werte angenommen. Es war sehr ruhig geworden um sie herum. Das
Flimmern und Singen hatte nachgelassen, die Unruhe in Dave trat in den Hintergrund. Allein das Signal der unbekannten Energiequelle blieb dominant.
„Solveig Björgstad, bitte kommen“, versuchte Dave eine Kommunikation über das Armbandvipho. „Hier Dave Koso......

*

Das Unternehmen entwickelte sich nicht so, wie es geplant war. Es entwickelte sich eine gewisse Eigendynamik, die Sie nicht vorhersehen konnte, und die immer wieder durch neue Faktoren beeinflusst wurde. Solveig Björgstad sah besorgt auf die Konsolen. Eine Sorgenfalte hatte sich auf ihrer Stirn breitgemacht und verunstaltete das schöne schmale Gesicht. Hellblaue, mandelförmige Augen, eine zierliche Nase und ein schmaler Mund zierten es und verliehen ihr eine gewisse Schönheit. Wenn sie lächelte, entstanden zwei kleine Grübchen auf ihren Wangen. Sie war norwegische Europäerin und trug ihr dunkelblondes Haar etwa schulterlang, was immer wieder nervte, wenn ein paar hellblonde Strähnchen von den Schläfen in ihr Gesicht fielen. Ein Zeichen ihrer Nervosität war das Wegstreichen der Haarsträhnen hinter die Ohren. Mit ihren 1,75 Metern war sie nicht die größte Frau Terras, aber ihre schlanke Gestalt unterstrich ihre wohlgeformte Oberweite. Sie entsprach schon dem Schönheitsideal der Terraner, was ihr manchmal Vorteile verschaffte, wenn es galt, eine Entscheidung gegen die männlichen Kollegen durchzusetzen. Dessen war sie sich bewusst. Diesen optischen Vorteil konnte sie noch unterstreichen, wenn sie die üblichen Raumfahrerkombinationen trug. Allein die orange-rote Farbe der Einsätze in der Kombi eines Forschungsgruppenleiters wirkte hier aufreizend und die wurde noch verziert durch das Live-Log, dass sie keck auf Höhe der linken Schulter über der Brust angebracht hatte, um es wie eine Verzierung aussehen zu lassen.

 

...zurück --- weiter...

Seite: 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16 - 17- 18 - 19 - 20 - 21