Der blaue Planet der Florakszyi

Eine Fanstory von Matthias Scharf
(2005/2006)

Seite 10/21

 

Irgendwann wurde die Aufbaueinheit aufmerksam. Ein Impuls war zurückgegeben worden und drückte einen mentalen Zustand aus. Die Reaktionsroutine lief an. Die Flora zeigte erste intelligente Regungen, zunächst nur positive und negative Anzeichen, dann Freude und Missfallen und schließlich weitere Reaktionen. Das Programm musste nun erweitert werden. Die Diptam wurden zu Überträgern der Signale, die der Bewahrer regelmäßig ausgab. Programm plus Energie plus Materie gleich Korrektur. Der Wachstumsprozess nahm diese Korrekturen als übergeordnete Weisungen an, die von den Gemeinwesen schon bewusst ausgeführt wurden. So wurden die Diptam zu den Vorstehern der Gemeinschaft. Die Domestikation war erfolgreich und setzte sich selbst fort.

Nach vielen Zeiteinheiten nahm das Wachstum aber überhand, die Flora behinderte sich gegenseitig, so dass der Bewahrer erneut eingreifen musste. Er regulierte das Wachstum, legte Stellen für die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen an und schaffte ein Kommunikationsnetz, dass die Flora mit einbezog und auch Signale von außerhalb der Gemeinschaft aufnehmen konnte.
Es entstand eine auf Entwicklung und Wachstum ausgerichtete Gemeinschaft von Pflanzenwesen, die Assoziation der Florakszyi, die geleitet wurde vom Bewahrer der fremden Schöpfer. Der Bewahrer selbst hatte sich weiterentwickelt, die Lernprogramme intensiviert, und eine gewisse künstliche Intelligenz auf noch niederem Niveau hervorgebracht.

Jetzt nach Zeiteinheiten des kontinuierlichen Wachstums und der Entwicklung erreichten den Bewahrer Impulse, die eine untergeordnete Programmroutine anlaufen ließen. Die Schöpfer hatten geahnt, dass irgendwann ein Kontakt zur Außenwelt stattfinden würde. Die Möglichkeit der Hilfe von Außen durfte nicht ausgeschlagen werden. Deshalb war im Unterprogramm festgeschrieben, nutze die Kontakte, schlage keine Hilfe aus, aber sichere das planmäßige Wachstum, diene der Entwicklung. Dieses Programm hatte der Bewahrer auch an die Gemeinschaft weitergegeben, Alle Hilfe dem Bewahrer.
Jetzt war es soweit, Fremde Wesen einer anderen Welt waren erschienen, und auf dem Planeten gelandet. Sie hatten gezeigt, dass sie in der Lage waren, pflanzliches Wachstum mit technischen Möglichkeiten zu beeinflussen. Sie waren intelligent und hatten über große Entfernungen miteinander kommuniziert. Und sie konnten noch etwas, was keiner auf Indigoszin vermochte, Sie konnten sich selbständig fortbewegen.
Ein paar Fremde bewegten sich in seine Richtung. Die Impulse der Florakszyi waren eindeutig, sie informierten ihn über jeden Schritt der Fremden, über ihre Aktionen ja selbst über die Schallwellen ihrer Kommunikation.
Nach so langer Zeit des einsamen Schaffens, nach so langer Zeit ohne Kontakte kamen intelligente Wesen in die Kristallwelt zum Bewahrer. Waren sie die Schöpfer?

Das Forscherteam unter Leitung von Dave Koso bahnte sich seinen Weg durch den blaugrünen Dschungel. Es war eigentlich kein richtiger Weg. Die hohen Mammutbäume und mannshohen Farne, die palmenartigen Büsche und schilfrohrähnlichen Gräser hatten eine Durchgang freigegeben, der in eine Richtung führte und nicht verlassen werden konnte. Der Pfad führte über hoch aufragende Wurzeln, abgebrochene Äste und Zweige und Pflanzenteile, die teilweise schon verrottet und weich wie ein Perserteppich waren.
„UHG, Hajo, seht, der Wald lichtet sich dort vorn. Endlich raus aus dem Dunkel.“, sagte Dave erfreut zu seinen Teamkollegen. „Ich fühle mich, wie auf dem Heimweg von der Disko; dunkel und verwirrend, aber endlich zu hause.“

Das Forscherteam bestand aus drei Personen, dem Leiter Dave Koso, dem Geologen und Mineralogen Ulysses Henry Gravensteen, der sich selbst als UHG bezeichnete, sowie dem deutschen Planetologen Hans-Joachim Braumeister, genannt Hajo, als Dritter im Team. Sie waren vom Vorauskommando auf Bluedshungel ausgewählt worden und hatten ursprünglich die Aufgabe bekommen, das Regravidum, ein neues chemisches Element, das erst vor Kurzem entdeckt worden war, zu suchen und die Lagerstätte zu sichern.
Auf dem beschwerlichen Weg dorthin hatten sie eine bislang unbekannte Energiequelle angemessen. Die Lagerstätte im Dschungel sollten sie aber nie erreichen, denn als sie sich auf dem Weg zum Regravidum von der Richtung der neuen Energiequelle abwenden wollten, hatte sich die Natur des Planeten gegen Sie gewandt und ihre Richtung blockiert. Die Pflanzen waren sogar aktiv geworden, hatten den Rückweg versperrt und ihnen den Weg gewiesen, den Weg zur anderen Energiequelle.

Nach Rücksprache mit dem Vorauskommando im Scoutboot, die wegen vieler Störungen in den Kommunikationsgeräten sehr schwierig war, hatten Sie eine neue Aufgabe vom Einsatzleiter erhalten. Selbst UHG konnte die Ursache der Störungen nicht nennen, und der musste es wissen, weil er immer alles wusste. Sie waren angewiesen worden, die Quelle der Energien zu suchen und zu erforschen. Seitdem folgten sie dem Weg durch den Dschungel, den die Flora ihnen freimachte. Nach zwei Stunden Marsch über Stock und Stein, wie man auf Terra so schön zu sagen pflegte, lichtete sich der Dschungel und ging in ein liebliches Tal über. Ein Fluss zog sich in Windungen um grün-braune Tafelberge herum. Die Berge hatten keine Gipfel. Sie wirkten wie plattgedrückt. In der Entwicklung dieses Planeten musste etwas die Gebirge geebnet haben, riesige Kräfte waren für so etwas nötig.
Nach den Geschehnissen im Dschungel waren viele Stunden vergangen, es dämmerte bereits, als die Drei den Dschungelrand erreichten.
„Wir richten hier am Waldrand ein Lager ein, und bleiben bis morgen früh hier!“ informierte Dave die anderen knapp. „Morgen gehen wir weiter zu der Energiequelle, damit wir hier wieder weg kommen.“ „OK.“ antwortete Hajo kurz und knapp, wie es seine Art war. Er war Fachmann durch und durch, aber gab nur das Notwendigste von sich, wie der berühmte Arc Doorn.

 

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